Entlang des gleichnamigen Flusses erstreckt sich auf rund 25 Kilometern eines der kleineren deutschen Anbaugebiete. Nichtsdestotrotz ist die Ahr eine herausragende Weinbauregion. Das milde Klima bietet beste Voraussetzungen für die Kultivierung empfindlicher Rebsorten, allen voran Spätburgunder. Doch auch Frühburgunder fühlt sich im größten zusammenhängenden Rotweingebiet Deutschlands wohl.

Die Historie des Weinbaus an der Ahr ist lang und bedeutend: Urkundlich belegt ist die Produktion von Reben in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. 893 wurden Ahrweiler, Walporzheim, Dernau und Altenahr als wichtigste Weinorte schriftlich fixiert. 1868 gründeten Winzer in Mayschoß die erste Winzergenossenschaft in der Geschichte des Weinbaus.

So viel zur entfernten Vergangenheit, die nähere hat weniger Gutes zu verzeichnen: Mit dem 14. Juli 2021 hat sich alles verändert. Durch das Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren allein an der Ahr 135 Menschenleben zu beklagen. Die Infrastruktur wurde größtenteils zerstört, Rebflächen in Tallage verschwanden komplett, Gebäude und Maschinen ebenso, Weinbestände wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Betroffene Winzer schätzten ihre Schäden auf mehr als 200 Millionen Euro – betroffen waren 96 Prozent der Erzeuger.

Der Wiederaufbau ist nach wie vor kräftezehrend, doch zwei Jahre später sind fast alle Weinbaubetriebe an ihre Ursprungsorte zurückgekehrt. Die Produktion konnte anlaufen. Einige Winzer empfangen wieder Gäste in Straußwirtschaften und Gärten.

Die verbliebenen rund 500 Hektar Rebfläche verteilen sich auf das eher schroffe mittlere Ahrtal mit Steillagen und terrassierten Hängen. Das untere Ahrtal, das sich ab Walporzheim hin öffnet und von überwiegend flacheren Lagen und Basaltkegeln geprägt ist, darf nach der Flutkatastrophe nicht für Weinbau genutzt werden. Rund zehn Prozent der gesamten Anbaufläche wurden zerstört – dauerhaft verloren schätzt man etwa zwei Prozent. Glück im Unglück: Die Steillagen waren nicht betroffen. Sie erfordern zwar großen Aufwand, weil die Winzer für die Arbeit am Rebstock und zur Lese zuweilen durch zerklüftete Felsspalten zu den Rebstöcken klettern müssen – belohnen aber mit Spitzenqualitäten.