Eine lange, prächtige Platanenallee führt den Besucher von Château Margaux zu einem palastgleichen Gebäude mit einer Freitreppe vor dem klassizistischen Säulenportal, rückwärtsgewandt blickt er in einen großen Park. Das Gebäude gilt als eines der schönsten und stattlichsten an der Gironde und ist wahrscheinlich das meistfotografierte Objekt des Médoc. Der Barriquekeller passt sich dem feudalen Ambiente des Châteaus nahtlos an. Hier ist nichts schlicht, hier herrschen Anmut und Grazie.
Château Margaux wurde im 12. Jahrhundert als La Mothe de Margaux gegründet. Aquitanien fiel von 1152 bis zum Jahr 1453 an England und Bordeauxweine profitierten von diesem neuen Markt. Sie wurden im 12. Jahrhundert vom englischen König, Richard Löwenherz, als Tafelweine eingeführt. Pierre de Lestonnac gelang es ab 1572, das Anwesen und die Weinberge vollständig umzustrukturieren. Er nahm damit die allgemeine Entwicklung im Médoc vorweg, den Getreideanbau zugunsten des Weinbaus aufzugeben.
Ende des 17. Jahrhunderts umfasste Château Margaux 265 Hektar Fläche, von der ein Drittel mit Reben bestockt war. Ein Jahrhundert später wurden hier, entgegen der damals üblichen Bordeaux-Methode, erstmals Weinstöcke von roten und weißen Sorten getrennt vinifiziert, wodurch sich der Grand Vin vom hellfarbenen, nicht lagerfähigen „claret“, den die Engländer bevorzugten, zu einem echten Rotwein mauserte. Der damalige Verwalter Stewart Berlon erkannte zudem die Bedeutung des Terroirs für die Weinqualität: Die Anfänge der modernen Weinbereitung waren gemacht.
Neben Château Lafite war Margaux das erste Weingut, das es im Jahr 1788 in einen Auktionskatalog von Christie’s schaffte. Bereits damals galt es neben Lafite als feinster Erzeuger in ganz Bordeaux. Sein Leistungsbild war auch während des 19. und 20. Jahrhunderts beständig, beziehungsweise so gut, wie es das Wetter zuließ. 1855 wurde das Gut als Premier Grand Cru Classé klassifiziert. Selbst in der uneinheitlichen Dekade der 1970er, hervorgerufen durch die weltweite Ölkrise und schlechte Witterungsbedingungen, fielen die Grands Vins du Margaux besser aus als die meisten Konkurrenten.
1977 ging Margaux in den Besitz des griechischen Geschäftsmanns André Mentzelopoulos über, der im großen Stil in die Erneuerung der Weinberge, Gutsgebäude und Keller investierte, und wird heute von dessen Enkel Alexis Leven-Mentzelopoulos geleitet. Seit dem Jahr 2009 lässt er jede Parzelle einzeln ausbauen, um die Qualität zu steigern und die spezifischen Charakteristika jeder Lage herauszuarbeiten. Auf Insektizide wird seit langem verzichtet und die Biodiversität im Weinberg gefördert.
Die 90 Hektar Rebfläche liegen zwischen dem Dorf Margaux und dem Fluss und gelten als
beste Lage der gleichnamigen Appellation. Der Boden besteht aus Kies und Steinen auf einem Untergrund aus Lehm. Die Rebsorten sind klassisch für die Region:
Cabernet Sauvignon dominiert, ergänzt von
Merlot, Petit Verdot und
Cabernet Franc. Ein kleiner Anteil entfällt auf die Sorte
Sauvignon Blanc, die seit dem Ende des 1. Weltkriegs für die Erzeugung eines blumigen Weißweins verwendet wird.