An den westlichen Ausläufern des Steigerwaldes liegt einer der geschichtsträchtigsten Weinorte in Franken: Seit dem Jahr 1224 dreht sich in Castell vieles um die Kultivierung edler Trauben, wurden Meilensteine des Weinbaus gesetzt: 1659 ließ ein Amtmann des gräflichen Gutes zu Castell Deutschlands erste Silvanerreben anpflanzen. Die Sorte hieß damals Österreicher und trat von hier aus und mit neuem Namen ihren Siegeszug an.

Der Ort im unterfränkischen Landkreis Kitzingen war einst Zentrum der bis 1806 reichsständischen gleichnamigen Grafschaft und ist noch heute Stammsitz der Fürsten zu Castell-Castell. Sie konzentrieren sich nach wie vor auf den Anbau von Silvaner, der einen Anteil von 40 Prozent an den Rebflächen des Fürstlich Castell’schen Domänenamts hat.

Das malerische Örtchen schmiegt sich unterhalb des Schlossberges an den Hang – einen wärmespeichernden Fluss sucht man vergebens. Erst der zweite Blick lässt erahnen, dass es in den Weinbergen, die bis auf 380 Meter hoch reichen, ideale Bedingungen für Weinanbau gibt: Die direkt an die Reben angrenzenden Wälder schicken im Sommer kühle Brisen durch die Zeilen, im Winter dienen sie als Schutzschild vor eisiger Kälte. Reben auf dem Südhang kommt zudem die windgeschützte Kessellage zugute. Kleinklimatische Unterstützung erfahren die Trauben jedoch in erster Linie durch den vorherrschenden Boden aus Gipskeuper, der sich nicht nur rasch erwärmt, sondern die Wärme zudem sehr lange hält. So ist auch an Nordhängen mit frühreifen Sorten wie Müller-Thurgau oder Scheurebe durchaus mit positiven Ergebnissen zu rechnen.

Rote und Weiße sind auch geschmacklich deutlich von der Mineralität des Gipskeuperbodens geprägt. Sie werden trocken bis edelsüß ausgebaut und haben ein großes Reifepotenzial.

Castell liegt eingebettet zwischen Weinbergen, Obstwiesen und Wald. Radfahrer und Wanderer finden auch in den Ortsteilen Greuth und Wüstenfelden ein gut ausgeschildertes Wegenetz. Das Barockschloss mit seinem englischen Landschaftspark, das aus der Renaissance stammende ehemalige Badehaus und die weithin sichtbare Kirche St. Johannes tragen zum Charme des alten Residenzortes bei.