Das spanische Weingut Marqués de Riscal wurde 1858 von Don Guillermo Hurtado de Amézaga in Elciego in der baskischen Provinz Álava gegründet. Er füllte vier Jahre später als erster Erzeuger Rioja-Weine in Flaschen ab, die bis dato lediglich als Fassware in wenig beachtlicher Qualität verkauft wurden.
Die Nachfrage nach Rioja-Weinen entstand durch die Reblauskatastrophe, die Frankreich im 19. Jahrhundert heimsuchte und die Weinberge der französischen Anbaugebiete fast vollständig zerstörte. Das Potenzial der Rebzeilen rund um den Fluss Ebro war internationalen Önologen bekannt und so entstanden damals vor allem in der Rioja-Alta unzählige neue Bodegas, um dem internationalen Weinmarkt Alternativen zu den nicht mehr erhältlichen französischen Produkten anbieten zu können.
Auch Don Guillermo Hurtado de Amézaga zog es nach 15 Jahren im Bordelais in seine Heimat zurück. Er hatte sich in Frankreich mit der dortigen hochentwickelten Weinbautechnik vertraut gemacht und wollte am Ebro eigenen Wein produzieren. Er investierte in die in Frankreich üblichen Barriquefässer, die dort bereits im 19. Jahrhundert für die essentielle Reifung der Weine nach der Gärung zum Einsatz kamen.
Da dem Marqués jedoch vor allem die heimischen Sorten
Tempranillo und Garnacha am Herzen lagen und er in ihnen das Potenzial für Weine nach französischem Vorbild entdeckt zu haben glaubte, bepflanzte er seine Weinberge nicht mit
französischen Rebsorten, sondern mit autochthonen Reben. Der Erfolg gab ihm recht. Noch heute ist es seinen Visionen und seiner Leidenschaft zu verdanken, dass Rioja-Weine nach wie vor einen hervorragenden Ruf genießen.
Rund hundert Jahre später ließen sich die Enkel des Dons vom Terroir des Anbaugebiets Rueda zum Anbau von Weißweintrauben inspirieren und begannen, ihre Unternehmungen auszudehnen. Sie waren die ersten, die 1974 die
weiße Rebsorte Sauvignon Blanc in der Region anpflanzten und das Traubengut in Edelstahltanks herunterkühlten.
Diesen neu entstandenen Stil saftiger, fruchtiger Weißweine verbindet man heute noch mit der DO Rueda. Mitterweile wird auch im einst vergessenen Anbaugebiet Castilly y León von Herederos del Marqués de Riscal Weinbau betrieben, der sich in allen Betrieben konsequent an ökologischen Richtlinien orientiert.
Spektakulär ist das neben dem Stammsitz in Elciego im Jahr 2006 eingeweihte Hotel-Restaurant Marqués de Riscal und die Ciudad de Vino, entworfen vom amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry. Das dekonstruktivistische Gebäudeensemble gilt seitdem als Ikone der Architektur der Moderne und wird von Gästen aus aller Welt besucht. Marqués de Riscal liefert seine Weine in 110 Länder. Mehr als 60 Prozent der Produktion gehen in den Export.