Rassig und wandlungsfähig
Die rote Tempranillotraube ist Spaniens berühmteste Rebsorte und wichtigster Bestandteil unzähliger Rotweine, denen sie ein kräftiges Rückgrat verleiht.
Geschichte & Herkunft des Tempranillos
DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass Tempranillo spanischen Ursprungs ist – entstanden vor etwa 1.000 Jahren aus einer zufälligen Kreuzung der weißen Rebe Albillo Mayor und der rote Traube Benedicto. Ihr Name leitet sich vom spanischen Wort temprano ab, was übersetzt früh bedeutet und auf ihren kurzen Wachstumszyklus verweist.
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Verbreitung des Tempranillos
Die Heimat des Tempranillos liegt in erster Linie in den spanischen Regionen Rioja und Ribera del Duero. Angebaut wird er jedoch im ganzen Land. Weitere Rebflächen finden sich in Portugal, Argentinien und kleine Bereiche auch in Frankreich, der Schweiz und in Kalifornien.
Anbaugebiete für Tempranillo
- Schwerpunkt:
Spanien - Weitere wichtige Länder:
Portugal, Argentinien, Frankreich, Schweiz, USA (Kalifornien)
3 Shops für Tempranillo-Weine
An- und Ausbau des Tempranillos
Tempranillo ist bei Winzern seit Jahrhunderten beliebt, da die Rebe stets liefert: Sie reift früher aus als andere, kann zeitiger gelesen werden und ist somit vor herbstlichen Wetterkapriolen sicher, die gerade in höher gelegenen Gebieten zu drastischen Ausfällen bei spätreifenden Trauben führen können. Die anpassungsfähige Sorte kommt zudem mit verschiedenen klimatischen Bedingungen und Bodenqualitäten zurecht. Aus ihren dickschaligen, robusten Beeren entstehen dunkle, langlebige Weine mit moderatem Alkoholgehalt.
Tempranillo-Weine – ein Überblick
Charakteristisches Merkmal der Tempranillos ist ihre dunkle Farbe, die von Purpurrot bis Blauschwarz reicht. Sie besitzen ein fruchtiges Bukett, das an Kirschen, Brombeeren und Schwarze Johannisbeeren erinnert in Kombination mit Gewürznoten von Lakritz oder Zimt, sind relativ säurearm, wenngleich gerbstoffbetont.
Die Tannine sind der Grund, warum Tempranillos häufig mit saftigeren, duftigeren Rebsorten kombiniert wird, die ein weniger ausgeprägtes Tanningerüst besitzen. Ihre idealen Partner finden sie in Garnacha, Mazuelo oder Macabeo. Es existieren jedoch auch hervorragende reinsortige Weine.
Berühmtheit haben Tempranillos vor allem durch die Roten aus den Anbaugebieten Rioja und Ribera del Duero erlangt, allen voran durch den fast sortenreinen Unico des Weinguts Vega Sicilia und den Kultwein Pingus von Peter Sisseck, die zu den höchstbewerteten und teuersten Roten Spaniens zählen.
Da Rebsorten nicht zwingend auf einem Weinetikett angegeben werden müssen, sind Tempranillo-Weine für den Laien nicht immer als solche zu identifizieren. Gesetzlich geschützte Herkunftsbezeichnungen legen die Rebsorten zwar fest, doch muss man die Zuordnung kennen. Grund: der Terroirgedanke. In Spanien, Frankreich oder Italien zählt seit jeher die Herkunft und die einzelne Lage mehr als die Rebsorten, aus denen ein Wein hergestellt wurde.
Synonyme
Tempranillo wird unter verschiedenen Synonymen erzeugt – je nachdem, in welchem Anbaugebiet man sucht.
- Aragonês, Aragonêz: Alentejo/Portugal
- Cencibel: La Mancha, Valdepeñas/Spanien
- Tempranilla: Argentinien
- Tinta del País, Aragonés, Tinto Fino: Ribera del Duero/Spanien
- Tinta Roriz: Douro/Portugal
- Tinto Fino, Tinta de Toro: Toro/Spanien
- Ull de Llebre, Ojo de Liebre: Katalonien/Spanien
Tempranillo-Varianten
- Der Stil eines spanischen Tempranillos hängt mit der gesetzlichen Klassifizierung in Qualitätsstufen innerhalb eines Anbaugebiets zusammen, die Rückschlüsse auf die Komplexität des Weins zulässt:
- Vino Tintofrisch, fruchtig, unkompliziert zu trinken
- Crianzazugänglich, mittlere Komplexität, leichter Eichenholzeinfluss
- Reservastrukturierter, komplexer, größerer Holzeinfluss, gutes Alterungspotenzial
- Gran Reservakomplex, starker Holzeinfluss, hervorragendes Alterungspotenzial
Genuss rund um Tempranillo
Serviert werden Tempranillos möglichst in einem Glas mit mittelgroßer, bauchiger Form. Die Rundung schenkt den aromareichen Inhaltsstoffen ausreichend Platz zur Entfaltung. Ältere Jahrgänge sollte man rund 30 Minuten vor dem Ausschenken öffnen, damit sich die Aromen an der Luft entfalten können. Man kann sie auch in eine Karaffe umfüllen, die demselben Effekt dient.
Trinktemperatur
- gereifte Tempranillos schmecken bei 16 bis 18 °C
- Jung- und Roséweine können etwas kühler getrunken werden.
Welches Essen passt zu Tempranillo?
Vino Tinto
- leicht gekühlt als Terrassenwein, zu Tapas, Pizza, Pasta
Crianza
- Tapas, Paella, mexikanische Gerichte
Reserva und Gran Reserva
- Gegrilltes, Schmorgerichte
Tempranillo Rosado
- als Solist, zu Tapas, Pizza, Pasta