Der Weinanbau in der idyllischen Kleinstadt Jessen geht auf Zisterziensermönche des Klosters Zinna im brandenburgischen Jüterbog zurück. Nach dem Weinrecht zählt die Gemeinde zum Anbaugebiet Sachsen, politisch gehört sie jedoch zu Sachsen-Anhalt und ist nördlichste Weinbaugemeinde Deutschlands.

Das überwiegend ebene Gelände im Südwesten des Flusses Schwarze Elster, das sich bis zur Elbe hinzieht, wird fast ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Durch seine günstige klimatische Lage ist das Jessener Land für den Anbau von Trauben gut geeignet. Es gehört zum kontinental beeinflussten Binnentiefland mit recht niedrigen Niederschlagsmengen. Die Jahrestemperatur beträgt im Mittel 8,6 °C. Durch die Ausrichtung nach Süden ist der Südhang der Jessener Berge wärmebegünstigt, der nahe Fluss wirkt zudem wärmeausgleichend.

Auf dem Gorrenberg wird bereits seit dem Mittelalter Wein kultiviert. Ihre Blütezeit erlebte die Weinbaugemeinde im 15. und 16. Jahrhundert, als rund 300 Hektar Rebfläche im Ertrag standen. Selbst Martin Luther ließ sich angeblich Jessener Wein schmecken, wenn er im nahen Wittenberg predigte. In den kommenden Jahrhunderten ging der Ertragsweinanbau in Jessen zurück und erlebte erst nach der Wende einen Wiederaufschwung. Heute werden von zwei Betrieben rund 15 Hektar Fläche bewirtschaftet, die mit Müller-Thurgau, Riesling, Kerner, Traminer und Weißburgunder bepflanzt sind.

Jessen liegt eingebettet in ein sanftes Hügelland und hat sich viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt hat. Auf einem Spaziergang durch die Stadt, die im Jahr 1216 erstmals urkundlich erwähnt wurde, können Besucher neben dem historischen Marktplatz die Pfarrkirche St. Nikolai sowie Schloss Jessen erkunden. In den Ortsteilen gibt es zudem mit den Amtshäuser Seyda und Schweinitz sowie den Dorfkirchen Gorsdorf, Kleindröben und der Fachwerkkirche in Kremitz weitere sehenswerte Ausflugsziele.

Wichtiger Event ist das im August stattfindende Weinfest auf den Schlosswiesen, bei dem auch die Jessener Weinprinzessin gekürt wird.